Stellenabbau
Mitte April erhielten die Mitarbeiter von Tesla (TSLA) eine E-Mail von CEO Elon Musk, in der er sie über den Stellenabbau informierte und die Notwendigkeit einer Kostenreduzierung und Produktivitätssteigerung als Teil der nächsten Wachstumsphase anführte. Es handelt sich um einen Abbau von mehr als 10 Prozent der Belegschaft, was mehr als 14.000 Beschäftigten entspricht. Es handelt sich um eine weltweite Maßnahme, wobei die wichtigsten Märkte - die USA und China - besonders betroffen sein dürften. Es handelt sich um die dritte und größte Entlassungsmaßnahme in Folge. Im Jahr 2019 wird die Belegschaft um sieben Prozent und im Jahr 2022 um 3,5 Prozent gekürzt. Laut mehreren Reuters-Quellen aus beiden Ländern haben die Entlassungen bereits begonnen, wobei vor allem Verkäufer und Techniker betroffen sind. Das deutsche Tesla-Werk hat lokale Medienberichte dementiert, wonach es bereits rund 3.000 Mitarbeiter entlassen hat. Laut Reuters wird es im Rahmen der Umsetzung der Forderungen von Musk "nur" rund 300 Zeitarbeiter entlassen. Neben den regulären Mitarbeitern haben auch der Vizepräsident für Technik Andrew Baglin und der Vizepräsident für öffentliche Ordnung Rohan Patel Tesla verlassen.
Das Gegenteil ist der Fall
Gewöhnlich führen Ankündigungen von Stellenstreichungen zu einem Anstieg der Aktien in Erwartung von Verbesserungen und Rationalisierungen im Betrieb des Unternehmens und insbesondere der Gewinne. Im Fall von Tesla war das Gegenteil der Fall, und laut CNBC verlor die Aktie am Tag der Ankündigung (15. April 2024) 6 Prozent und am folgenden Tag weitere 2,7 Prozent. Zum Vergleich: Bei früheren Entlassungswellen legte die Aktie 2019 um 3 Prozent zu, und im Jahr 2022 fiel sie zwar, erholte sich aber schließlich wieder.*
Erster Umsatzrückgang seit 4 Jahren
Dem aktuellen Rückgang ging ein Wertverlust von Anfang April nach der Bekanntgabe der Umsätze für das erste Quartal 2024 voraus, bei dem es erstmals seit 4 Jahren einen Rückgang gab. Unangenehm überrascht verkauften die Anleger ihre Aktien, die daraufhin um 5,5 Prozent an Wert verloren.* Der für das erste Quartal gemeldete Absatz lag bei knapp 387.000 verkauften Fahrzeugen, was einem Rückgang von 20 Prozent gegenüber dem letzten Quartal des vergangenen Jahres und einem Rückgang von 8,5 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Zu den enttäuschenden Ergebnissen kommt hinzu, dass Tesla nicht einmal annähernd die von den Analysten prognostizierten Zahlen erreicht hat. Die niedrigsten Schätzungen lagen bei rund 414.000 verkauften Fahrzeugen. Der Hersteller begründete dies mit den Hussitenangriffen im Roten Meer, einem Brand in seinem deutschen Werk und dem Start der Model 3-Produktion.
Die beiden genannten Einbrüche im April haben den ohnehin schon erheblichen Einbruch, den das Unternehmen derzeit erlebt, noch verstärkt. Die Aktien des Herstellers befinden sich seit Anfang des Jahres im Minus. Sie sind um 41 Prozent gefallen und erreichten am 24. April einen Kurs von 144 Dollar pro Aktie. Damit sind sie immer noch weit von den Tiefstständen von Anfang 2023 entfernt, als sie bei 113 $ pro Aktie lagen. Die Marktkapitalisierung ist laut Daten von Coinmarketcap.com auf 460 Milliarden Dollar gesunken. Der Höchststand wurde Anfang November 2021 mit einem Wert von 1,2 Billionen Dollar erreicht.*
Teslas Aktienkursentwicklung der letzten 5 Jahre. (Quelle: GoogleFinance)*
China, teure Produkte und schwächelnde Nachfrage
Neben dem geringen Absatz und den Entlassungen gibt es noch weitere Gründe, die sich auf die Entwicklung des Börsenwerts des Unternehmens auswirken. Es handelt sich um eine Kombination aus nachlassender Nachfrage, hohen Preisen und zunehmendem Wettbewerb durch chinesische Hersteller. Chinesische Hersteller haben gegenüber ihren amerikanischen, aber auch europäischen Konkurrenten einen Vorteil in Form von hohen staatlichen Subventionen in den Bereichen Nachhaltigkeit und technologisches Know-how und können den Kunden daher auch einfacher zu bedienende und vor allem günstigere Fahrzeugvarianten anbieten. Größter Produzent und Konkurrent auf dem chinesischen Markt ist derzeit der Hersteller BYD, der laut CNN seine Modelle für 10.000 bis 16.000 USD anbietet, im Gegensatz zu Tesla, das nach Preissenkungen einige Modelle immer noch für mehr als das Doppelte anbietet.
Die Konkurrenz steht dem in nichts nach
Eine weitere Herausforderung ist die Einführung von Autos durch Newcomer auf dem Automobilmarkt. Huawei zum Beispiel, das wir schon von einer anderen Produktlinie kennen, hat vor kurzem sein erstes Auto vorgestellt, das wie ein Sportwagen von Porsche aussieht und leistungsstärker und natürlich billiger ist als das Model 3 von Tesla. Die erschwinglicheren Elektroautos schlagen sich dann auch in den Verkaufszahlen nieder. BYD oder andere Unternehmen wie XPeng, Li Auto oder Nio haben in diesem Jahr höhere monatliche und vierteljährliche Verkaufszahlen gemeldet. Die Erwartungen der Kunden, dass sie eine billige Version des Autos sehen könnten, haben sich schnell zerschlagen. Reuters berichtete Anfang April, dass die lang erwarteten Pläne für ein Model 2 SUV mit einem Preis von unter 30.000 Dollar verworfen worden seien. Stattdessen kündigte Elon Musk an, dass er sich auf die Markteinführung eines autonomen Fahrzeugs, des so genannten Robotaxis, konzentrieren werde, die für Anfang August geplant ist. Während diese Ankündigung die Aktie um 5 Prozent* steigen ließ, überraschte sie Investoren und Kunden, die erwartet hatten, dass das Model 2 Teslas Einstieg in die Massenproduktion sein würde.
Ein positives Fazit
Trotz der Schwierigkeiten auf dem Elektrofahrzeugmarkt bleibt Morgan Stanley optimistisch, was die Zukunft von Tesla angeht. Morgan Stanley hebt das Potenzial des Herstellers hervor, von der künstlichen Intelligenz zu profitieren, und empfiehlt, neben der Entwicklung der künstlichen Intelligenz dem Kerngeschäft mit Elektrofahrzeugen Priorität einzuräumen. Die anhaltend niedrige Nachfrage erfordert jedoch Effizienzsteigerungen und Anpassungen, die zu nicht-traditionellen Partnerschaften führen könnten, so Morgan Stanley. Zum Beispiel könnte die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern die Marktreichweite des Unternehmens erweitern.
Olivia Lacenova, Hauptanalystin bei Wonderinterest Trading Ltd.
* Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.